Tasmanien 2006

TASMANIEN OVERLAND TRACK JOURNAL   (17. NOVEMBER – 24. NOVEMBER 2006)

TRACK VORBEREITUNG HOBART (17. NOVEMBER)

Nach einer ersten Nacht im Central City Backpackers in Tasmanien wartet auf uns ein Einkaufs-Marathon in Hobart. Wir müssen uns die fehlende Ausrüstung besorgen: Rucksack, Schlafsack, Benzinkocher und weiche Matten. Zum Glück können wir alles was wir brauchen mieten. Nächste Station ist Woolworth, wo wir Essen für 6 Tage besorgen. Praktisch, nahrhaft und vor allem nicht zu schwer, damit wir unsere Rucksäcke auch noch die ganze Strecke schleppen können. Nachdem wir Punkt 9 Uhr am Abend alles erledigt hatten konnten wir uns noch ein letztes feines Nachtessen gönnen und dann das letzte Mal auf eine weiche Matratze liegen!

ANREISE NACH CRADLE MOUNTAIN (18. NOVEMBER)

Mit dem Bus geht es los zum Start des Overland Tracks nach Cradle Mountain. Gute 8 Stunden dauert es bis wir dort ankommen. Kein Wunder, da diverse Zwischenstopps eingelegt werden und 3 x der Buschauffeur gewechselt wird. Es scheint so als dürfen die Chauffeure nur gewisse Strecken fahren. Aufgrund von Erfahrungen von anderen Wanderern kaufen wir uns noch Gamaschen, welche uns vor der Nässe und Schlangenbissen schützen. In den Cosy Cabins machen wir es uns für die Nacht gemütlich und können noch ein wenig in die TV-Kiste gucken.

1. TAG: CRADLE MOUNTAIN – WATERFALL VALLEY HUT (19. NOVEMBER)

Strahlendes Wetter erwartet uns am ersten Tag, somit blieb uns also ein Regenjacken Einstieg erspart. Ein erstes gutes Omen für unsere Wanderung. Wir schreiben uns ins Logbuch des Overland Tracks ein und machen uns auf den Weg. Es beginnt auf einem schön gebauten Holzsteg und wir merken bald, dass dieser Weg wirklich gepflegt wird und für was die 100 Aussie Dollar (ca. 95 CHF) Startgeld pro Person verwendet werden.  Das Höhenprofil unserer Karte zeigt an, dass uns heute der steilste Anstieg des ganzen Tracks erwartet. Die 400 Höhenmeter sind für Schweizer Verhältnisse ein Klacks, aber wir spüren mit jedem Schritt das satte Gewicht unseres Rucksacks und sind froh, wenn wir unsere Schultern bei einem Halt entlasten können. Das Gewicht drückt uns richtiggehend auf den Boden und wir verfluchen schon jetzt den (vielleicht) überflüssigen Ballast den wir mitschleppen. Das prächtige Panorama des Cradle Mountain, des Lake Dove und des Crater Lakes entschädigen uns für die Strapazen. Unterwegs begegnen wir den ersten Gruppen, welche dieses Unterfangen mit einem Guide machen und den Luxus geniessen bekocht zu werden. Nach Erreichen der ersten Hütte sichern wir uns einen Schlafplatz auf einem der Holzpritschen. Die Anzahl der verfügbaren Schlafplätze ist beschränkt und bewegt sich je nach Hütte zwischen 16 bis 34. Nach langem Hin und Her haben wir uns nämlich entschieden das Risiko einzugehen und kein Zelt mitzunehmen. Wir geniessen die Stille und beobachten die Wallabies mit ihren Jungen im Beutel. Nach und nach trudeln die Wanderer ein und jeder beginnt sein Kocher anzufeuern und je nach Motivation ein Essen auf den Tisch zu zaubern. Als es schon dunkel ist treffen dann unsere 2 Deutschen Alex(andra) und Alex(ander) ein und müssen noch ihr Zelt aufstellen. Die beiden sprechen schon von einem ersten Ruhetag…

2. TAG: WATERFALL VALLEY HUT – WINDEMERE HUT (20. NOVEMBER)

Ziemlich früh am Morgen kommt Bewegung in die Hütte. Da man durch die leichten und deshalb auch dünnen Matratzen relativ gut die Holzbretter spürt erleichtert es einem das rasche Aufstehen. Unser heutiges Marschziel ist 3 Stunden entfernt und beinhaltet 1 Side Track. Der Overland Track bietet einige interessante Abstecher von der Hauptroute, womit sich der ganze Trek locker auf 11 Tage ausdehnen lässt. Nach dem wir unser Material zusammengeschnürt haben gehts los. Tag 2 bringt wieder Sonnencreme Wetter. Am Lake Will machen wir einen Zwischenhalt und futtern ein wenig aus unserem „Snack Pack“.  Die Vegetation wechselt rasend schnell und die Aussicht nach Links und Rechts ist atemberaubend. Bereits am frühen Nachmittag sind wir in der Hütte und es bleibt uns genügend Zeit uns am Lake Windemere zu erfrischen. Am Abend haben wieder alle Ihre Benzin Kocher gezündet. Die „Instant Nudeln Kocher“ schauen dabei neidisch auf die beiden Jungs von Melbourne, welche sich feine Poulet Brüstchen zubereiten. Rund um die Hütte sind einige Tasmanische Pademelons, eine Untergattung der Wallabies, auf Futtersuche und werden am Wassertank fündig, wo einige Resten im Abfluss hängen bleiben. Noch ein wenig Lesen und dann heisst es Taschenlampen löschen und sich in den Schlafsack einwickeln.

3. TAG: WINDEMERE HUT – NEW PELION HUT (21. NOVEMBER)

Heute erwartet uns die Königsetappe! Trotz einem gemütlichen Zusammenpacken sind wir als erste am Start. Wir können es kaum glauben, aber wieder erwartet uns ein prächtiger Sonnentag! Auf den nächsten 16 Kilometern treffen wir auf die ersten Schlammpassagen und wir wünschten uns hohe, wasserdichte Wanderschuhe. Mit einigem Geschick und den eingekauften Gamaschen erreichen wir das Ziel einigermassen unbeschadet. In der Nähe der alten Pelion Hütte können wir uns im eiskalten Fluss ein wenig waschen. Die Erfrischung tut gut und wir richten unser Nachtlager in der neusten und grössten Hütte, der New Pelion Hut ein. Langsam hat sich ein Grüppchen gebildet, welche etwa den gleichen Zeitplan auf dem Track hat. Die meisten sind Australier von der „Hauptinsel“: Angus und Petria von Bondi Beach bei Sydney, Paul und Nicola von Melbourne, die beiden Jungs von Melbourne welche heute Steaks in die Pfanne hauen und dabei die halbe Hütte ausräuchern und eine Girl Truppe, welche sich tapfer durch die grössten Schlammlöcher gestampft hatte. Das allabendliche Abkochen kann beginnen und endet meist mit einem heissen Tee oder einem Kaffe vor dem Schlafengehen. Heute haben wir auch 2 Tiger Snakes gesehen, wobei sich eine direkt vor der Hütte durch die Büsche geschlängelt hat. Das Wetter scheint umzuschlagen und dicke Tropfen prasseln alsbald auf das Hüttendach. Im trockenen Unterschlupf der Hütte fallen uns dann nach einem anstrengenden Tag die Augen zu.

4. TAG: NEW PELION HUT – KIA ORA HUT (22. NOVEMBER)

Nach unserer Morgenration Müesli mit Milch und einem Kaffee montieren wir unsere Regenbekleidung. Es ist wolkenverhangen und es nieselt bedrohlich vom Himmel. Der Weg führt uns durch den Wald und die nassen Wurzeln werden zu gefährlichen Knöchelfallen. Auf der Höhe des Pelion Gap zeigt uns ein Wegweiser die Richtung zum Mount Ossa dem höchsten Berg von Tasmanien (1’617 m). Die tiefhängenden Wolken animieren uns in keinster Weise diesen Abstecher unternehmen zu wollen. Also nehmen wir den Abstieg zur Kia Ora Hut in Angriff. Unterwegs werden wir vom „Deutschen Express“ Inke und Spunti aus dem Allgäu überholt. Die 2 Outdoor Freaks sind in einem rasanten Tempo unterwegs und lassen uns rasch hinter sich. Der Regen wird nun heftiger und wir sind froh als wir die Hütte erreichen und uns in trockene Kleider stürzen. Der ganze Nachmittag liegt noch vor uns und wir wärmen uns als erstes mit einer feinen Gemüsesuppe auf. Nach und nach treffen unsere Wanderfreunde ein. Bald dampfen in der ganzen Hütte die nassen Kleider, welche zum Trocknen auf die Holzbalken des Hüttendaches gelegt werden. Man vertreibt sich die Zeit zur nächsten Mahlzeit mit Lesen und Spielen. Die Führer der Wandergruppe, welche im Zelt übernachten, bereiten derweilen unter einem improvisierten Plastikplane draussen in der Kälte das Essen für die hungrigen Mäuler der Teilnehmer zu.

5. TAG: KIA ORA HUT – WINDY RIDGE HUT (23. NOVEMBER)

Vorsichtshalber marschieren wir gleich in der Regenmontur los, welche wir aber bald ausziehen können, weil der Wind die Wolken vertreibt und die wärmenden Sonnenstrahlen durchlässt. Die Abstecher zu diversen Wasserfällen lassen wir aus und stapfen zusammen mit Angus und Petria dem nächsten Ziel entgegen. Die Windy Ridge Hütte hat ihren Namen nicht zu Unrecht und die Temperaturen fallen merklich runter. Der Kohlenofen in der Mitte der Hütte wird ziemlich schnell zum Leben erweckt und wir sammeln rund um die Hütte eifrig Holz, damit die Glut nicht erlischt. Bald ist unsere Schicksalsgemeinschaft wieder zusammen und jeder kratzt die letzten Vorräte aus dem Rucksack. Mit jedem Essen wird der Rucksack leichter obwohl wir sämtliche Abfälle wieder mitnehmen müssen. Das Deutsch-Japanische Paar, Carsten und Yuki, verbringen einen Teil Ihrer Flitterwochen auf dem Track. Das Erlebnis Overland wird sie wohl noch näher zusammenbringen. Als letztes erscheinen dann auch noch „The Hairy Cousins“ aus Perth, zwei bärtige Typen welche kaum einen „Side Track“ ausgelassen haben. Wir entschuldigen uns schon am Vorabend für das frühe Aufstehen vom nächsten Morgen, den wir wollen die letzte Wegstrecke bis zur Fähre am Lake St. Clair in aller Ruhe angehen können.

6. TAG: WINDY RIDGE HUT – NARCISUS HUT/FERRY (24. NOVEMBER)

Das Abenteuer Overland neigt sich langsam dem Ende zu und wir dürfen die letzten 10 km bei strahlendem Wetter in Angriff nehmen. Wir finden es ist ein würdiger Abschluss für eine gelungene Trekking Woche in der Wildnis von Tasmanien. Die restlichen Snacks werden noch vertilgt und wir warten gespannt auf die Fähre, welche uns um 1 Uhr mittags über den Lake St. Clair zum anderen Ende des Sees bringen soll. Leider ist die 22 Personen fassende Fähre bereits komplett voll und wir verbringen zusammen mit Paul und Nicola die 2 Stunden bis zum nächsten Transfer noch in der Hütte. In St. Clair gibt’s dann ein freudiges Wiedersehen mit alten Bekannten des Tracks und Moni gönnt sich eine Dusche und Adi ein Bierchen. Gegen Schokolade bekommen wir von 2 netten Physioterapeutinnen noch eine Nacken- und Schulternmassage. Zur Feier des Tages wollten wir uns eigentlich ein feines Nachtessen in Hobart gönnen, aber als wir am Abend um 10 Uhr ankommen sind wir viel zu müde und es reicht gerade noch zu einem Sandwich im Subway. Eine gelungene Woche findet seinen Abschluss auf einer weichen, viel geschätzten Matratze im Central City Backpackers!!!