Etappen 29 – 37: Cividale del Friuli bis Muggia

Wir wandern nun im Grenzbereich von Slowenien und Italien. Das Hügelland der „Colli Orientale del Friuli“ ist für den Weinanbau bekannt ist. Später gelangen wir in die zauberhafte Landschaft der Brda mit Fernblick bis zum Meer. 

Auf einem Hügel, der sich über dem Fluss Idrija erhebt, befindet sich das schöne Agrituristica „Breg“ bei Golo Brdo (SLO). Hier oben wächst fast alles. Wir sind überwältigt von den vielen Früchten und feinen Düften. Die Schwestern Mirela und Adrijana Persin verarbeiten alles mit viel Liebe zu feinen Gerichten oder Marmelade. Auch Honig und Lavendelöl wird selber gewonnen. Wir geniessen den Blick über die Weinberge, wo die Weinrebe des „Schioppettino“ reift.

Auch die weitere Etappe verdient die Bezeichnung „Garten Eden“. Feigen, Pfirsiche, Aprikosen, Äpfel, Nüsse, Oliven, Granatäpfel und einiges was wir nicht kennen, hängt meist schon reif an den Bäumen.

In Šmartno angekommen treffen wir schwer bepackte deutsche Wanderer. Sie kommen von Muggia, wandern den AAT nordwärts und versuchen wo immer möglich im Zelt zu übernachten. Sie sind etwas frustriert, denn in den letzten 3 Tagen sind sie quasi nur rund um Triest gewandert. Sie freuen sich auf die „richtigen“ Wanderwege die bald kommen und mehr Abgeschiedenheit, um dann wirklich auch mal die Zelte aufschlagen zu können.

Cormòns kommt uns schon sehr südländisch vor, es ist auch entsprechend heiss. Die Albergo alla Pergola ist in die Jahre gekommen und hatte leider keine funktionierende Klimaanlage. Schwitzend geht es dann auf der folgenden Etappe gleich weiter. Am nächsten Zielort angekommen stürzen wir auf die erste Gelateria und kalte Getränke. Wir gönnen uns hier, in Gradisco d’Isonzo, das schicke Hotel Franz mit Klimaanlage und wer sagt’s denn…einem Pool.

Wir dachten ja schon, dass wir die härtesten Etappen hinter uns hätten. Diese heute, nach Duino ist leider auch sehr hart, nicht aufgrund vieler Höhenmeter, vielmehr aufgrund der Länge und der Hitze. Dazu kommt eine schlechte Beschilderung, so dass wir ständig auf das Alpe Adria Trail App GPS schauen mussten. Zu guter Letzt gab auf der Strecke auch keine Möglichkeit Wasser zu besorgen oder einzukehren. Unsere letzte Hoffnung ist der Ort Villagio del Pescatore ein Touristenort am Meer, hier ist ebenfalls ALLES geschlossen. Wir beissen uns bis zum Ziel durch, zur Albergo Garni Aurora. Andrea der Besitzer, nimmt uns freundlich in Empfang, mit den Worten: Wollt ihr die schlechte Nachricht für morgen gleich hören? Morgen gibt es eine noch längere Etappe, denn es gibt keine Zimmer in Prosecco und deshalb müssen wir bis Banne laufen. Na bravo!! Er würde aber am Morgen eine Lösung für uns finden.

Seine Hightech-Zimmer beeindrucken uns bis zum Moment, wo Adi einfach mal kurz in den WM Fussballmatch reinschauen möchte. Dies kann doch nicht so schwierig sein. Es hat eine Ewigkeit und viele Nerven gebraucht um nach geschlagenen 30 Minuten überhaupt ein TV Bild zu bekommen und einen Sender zu finden. Zu kompliziert für müde und einfache Wandersleute wie wir…

Die Lösung von Andrea beinhaltete den Rilke Weg von Duino bis Sistiana zu wandern, dann mit dem Bus bis Prosecco zu fahren und den Rest bis Banne wieder zu gehen. Die Albergo in Banne hat er auch gleich gebucht. Ein Goldschatz, hat alles wunderbar gepasst. Ja, da gab es sogar einen einfachen TV, für Adi für den WM Achtelfinal Schweden-Schweiz… mit leider einem traurigen Ende für die Schweiz.

Monika hatte vor ein paar Wochen auf der Strecke den Alpe Adria Trail Botton verloren. Und nirgends ausser am Start beim Grossglockner gibt es die zu kaufen (ein Jammer!). Der aufmerksame Albergo-Besitzer Marco, hat bemerkt, dass nur Adi einen auf dem Rucksack hat und hat Monika einen seiner persönlichen Exemplare geschenkt. Einfach so … das war das schönste Geschenk, denn sie hat es sich so sehr gewünscht wieder einen zu bekommen.

Der Trail bringt uns das letzte Mal nach Slowenien rüber und zwar nach Lipizza (Lipica). Hier werden die weissen Lipizzaner Pferde gezüchtet. Nebst dem Gestüt gibt es ein grosses Hotel und ein Spielcasino. Die Tiere sieht man nur bei einer geführten Besichtigung. Die schönen Pferde, die Stallungen und Gebäude sind sehr eindrucksvoll. Das Essen und die Freundlichkeit im Hotel konnten uns leider nicht überzeugen. Wir sind wohl von den letzten 35 Tagen etwas zu verwöhnt…es war ja oft einfach, aber gut.

Die Übernachtungen haben wir jeweils am Abend oder am selben Tag gebucht. Je nach dem über booking.com, per E-Mail oder telefonisch. Heute haben wir es irgendwie vergessen oder verpasst. In Bagnoli della Rosandra angekommen, merkten wir, dass es nur B&B’s gab und keine gescheiten Restaurants. So buchten wir uns im nächsten Ort in das Hotel (Sonia) ein. Ein Handwerker-Hotel, mit grossem Buffet (drink & eat all you can). Hat ganz gut für uns gepasst, nach dem Motto: Essen gut alles gut 😊

So jetzt aber … die letzte Etappe liegt vor uns! Sie ist völlig unspektakulär, meist entlang der Strasse und Fahrradwegen. Egal, das Wissen und das Gefühl heute in Muggia anzukommen nach 37 Wander-Etappen ist einfach grossartig.

Ein letzter AAT Info-Point erwartet uns am Hafen. Ja sogar ein Alpe Adria Trail Info Office mit Aufschrift «Hikers Welcome».

Vielleicht gibt es hier ja einen Welcome-Drink oder einen warmen Händedruck?! Emotional, voller Freude und Erleichterung treten wir ein mit den Worten «Hello, we just arrived, we did it, the Alpe Adria Trail» …. der junge Mann hat mich (Monika) entgeistert angeschaut … denkend «what the hell is she talking about??» 

Nach einem Erklärungsversuch was der AAT ist, wollte er uns einen Velotrip schmackhaft machen – wir haben ein wenig verständnislos aber freundlich abgelehnt. Nix mit Welcome-Drink oder Gratulation. Wir schmunzeln heute noch über die Szene und unsere Euphorie.

So haben wir uns nach ein paar Fotos am Meer ein feines Mittagessen am Meer gegönnt und gemütlich auf die Ankunft und die erlebnisreichen und tollen 6 Wanderwochen angestossen.

Das Ende von dieser Geschichte schliessen wir mit unvergesslichen Eindrücken, Emotionen und Bildern.

Danke an all unsere „Followern“ für das Interesse, die netten Worte und die guten Wünsche. Wir können das Fernwandern wirklich bestens weiterempfehlen. Es braucht etwas Planung, Wandererfahrung, Freude an der Natur und gute (leichte) Ausrüstung.

Happy Trails, Adrian+Monika