Finnland 2010

Helsinki – Kemijärvi (Lappland)  (6.7. – 31.7.2010)

Süd-Finnland:

Nach zweieinhalb Stunden Fährüberfahrt von Tallinn, rollen wir gegen 20 Uhr bei Sonnenschein in Helsinki ein. Da der City-Camping (Rastila) überfüllt war, mussten wir auf einen anderen Camping, 1 Std. ausserhalb der Stadt, ausweichen, konnten aber Rastila für die nächsten Tage reservieren.
Tags darauf, nach dem einchecken und einrichten auf dem Rastila Campingplatz, fahren wir mit der Metro in das Stadtzentrum von Helsinki. Wir schlendern vorbei an einem Rockkonzert, mitten in der Stadt, gingen an den Hafen und den belebten Strassen und Plätzen vorbei. Die Leute sitzen gemütlich in den Strassencafés und geniessen den Feierabend. Nach einer Pizza beim Italiener und dem WM Halbfinal (GER-ESP) in einem Pub, fuhren wir um Mitternacht mit dem Taxi zurück auf den Camping.
Einer der wenigen aber auch lang ersehnten Termine ist gekommen,  am 8. Juli, 10 Uhr morgens vor dem Hotel Rantasipi beim Airport Helsinki. Unsere lieben Freunde Jolli und ihr 5-jähriger Sohn Marlon warten darauf, von uns abgeholt zu werden, um gemeinsam 2 Wochen Finnland-Camping-Ferien zu geniessen! Nach einer innigen Begrüssung fuhren wir zum Rastila Camping um ihr Zelt aufzustellen, ein Salätli zu essen um bald darauf in die Stadt fahren zu können.
Ein toller Ferieneinstieg, das Wetter, die Temperatur und die Stimmung waren super für ein Helsinki Ausflug zu viert. Eine Schifffahrt auf die Burg-Insel Suomenlinna, ein Spaziergang um die Burgkanonen, Gelati am Hafen und ein Abendessen im Zetor. Zetor, eine Resto-Bar mit Farm-Charakter, essen im Hühner-Stall und eine Fahrt auf dem Traktor für Marlon inklusive ;-)
Der erste halbe Tag hat keinenfalls gereicht um all das zu sehen, was wir wollten. So fuhren wir nach dem Frühstück vor dem Büssli wieder mit der Metro in die Stadt. Das Sea-Life und der kleine „Europa-Park“, wie Marlon meinte, prägten das Vormittagsprogramm. Für die „Grossen“ gings nachmittags, nach feinem, gesunden Chinese-Food, in die Designer-Shops zu Marimekko und Co. Müde und zufrieden, mit ein paar Einkaufstaschen in der Hand, gings Richtung Camping wo wir uns feine Pasta kochten und Adi‘s Reiseplan verabschiedeten.
Marlon war vor uns wach, hat uns sanft geweckt und danach tatkräftig beim „Z’Morgen-Machen“ mitgeholfen. Wir sausen mit unserem Pössl, Jolli und Marlon angeschnallt auf dem „Panoramabänkli“, wie wir es gerne nennen,  in Richtung Seenlandschaft mit Ziel Saimaasee. Unterwegs besuchen wir die riesigen Sandskulpturen in Lapeenranta, gehen einkaufen und bewundern auf der Fahrt die wunderschönen Wälder und Seen.
Wir finden einen wunderbaren Campingplatz direkt am See und richten Zelt und Bus mit Sicht auf den See wohnlich ein. Wie es sich gehört grillieren wir uns etwas leckeres und geniessen das tolle Naturerlebnis mit den besten Bedingungen.
Entgegen aller Befürchtungen und Warnungen gab es ganz wenig Mücken und das Wetter war mit sehr wenigen Ausnahmen sonnig und heiss. So konnten wir ausgiebig Baden, Radfahren, Sünnele, Erdbeerenessen, Fussball-, Boccia oder UNO-spielen oder halt eben einfach mal „nichtstun“. Bei der Aufzählung fehlt natürlich das WM-Finalspiel-Anschauen. Glücklicherweise gab es einen TV und sogar ein paar Spanier und Holländer auf dem Platz. Und auch nicht zu vergessen und eines der Highlights der Reise war unsere atemberaubende Kanufahrt auf dem Saimaasee.
Die Neugierde noch mehr von diesem schönen Land sehen zu wollen, hat uns nach 3 Tagen weitergeführt.
Auf dem Weg zu Rantasalmi halten wir in Savonlinna. Hier gibt es mal wieder ein feines „Glasse“ und wir besuchen die Burg Olavinlinna, wobei wir uns einer Führung anschliessen (sehr interessant).  Die Strasse führt uns über Brücken und Dämme (Punkaharju Ridge) durch die tolle Seenlandschaft zu unserm nächsten Camping in Rantasalmi. Auf der grossen Wiese platzieren wir uns, Marlon und Jolli (die Wasserratten) gehen baden und später kochen wir was feines.
Nach einem gemütlichen Morgen mit Bädele etc., darf Marlon mit einem der kleinen Jeep’s (Rasenmähermotor) fahren, welche der Campingplatz vermietet. Marlon macht das super und hat riesigen Spass, er steuert und beschleunigt bedacht, Adi hat ihn dabei etwas gecoacht.
Einmal in der Woche will das Internet gecheckt werden und das ist in Finnland nicht mehr so einfach, wie es im Baltikum war. Sehr selten haben die Campingplätze Public Internet, geschweige denn WiFi. So fahren Adi und Moni am späteren Nachmittag mit dem Velo ins Dorf, wo sie in der Bibliothek eine halbe Stunden auf das Netz dürfen und nutzen gleichzeitig den Ausflug für den Einkauf.
Auf unserer nächsten Etappe ziehen wir uns wieder etwas Kultur rein, wir besuchen das Alvar Aalto Museum in Jyväskylä. Aalto ist bekannt für sein schlichtes Möbeldesign (Holz) und seine Architektur. Danach fahren wir zum Saunamuseum wo es rund 30 verschiedene Saunas, aus ganz Finnland, aus unterschiedlichen Epochen zu besichtigen gibt. Gegen Abend landen wir auf dem Campingplatz in Sysmä und genehmigen uns nach dem Einrichten erstmal ein Cider- und Bier-Apéro.
Marlon und Moni starten den Tag mit Jogging und Streching. Wir gönnten uns alle ein Relax-Day am See mit allem was dazugehört.
Nachdem wir die Seenlandschaft in vollen Zügen ausgekostet haben, freuen wir uns auf das Meer und fahren in Richtung Westen nach Turku. Wir besuchen unterwegs die „Glasi“ in Iittala und lassen uns das finnische Glashandwerk zeigen. Den „iittala-outlet-shop“ liessen wir uns natürlich nicht entgehen, bewunderten das schöne Geschirr und kauften uns sogar 4 kleinen Gläser für den Pössl.
Ruissalo war unser nächster Campingplatz auf einer Halbinsel, nahe der Stadt Turku. Nach dem Abend-Strandspaziergang, wobei Jolli noch im Meer schwimmen ging, verwöhnten wir uns, wie immer, mit einem gemütlichen, einfachen Camping-Znacht.
Nach Baden und Wäschewaschen nahmen wir am Nachmittag den Bus in die Stadt Turku. Wir stillten zuerst unseren kleinen Hunger und gingen dann gestärkt durch’s beschauliche Städtchen.  Ein Abstecher in das bekannte Hansa-Shopping Center und den Kauf von neuem Lesestoff, u.a. einem Kinderbuch für Marlon, durfte nicht fehlen. Wir folgten dann den Tipps von Karl Gustav (lernten wir in Estland kennen). Wir nahmen unser Nachtessen auf der Svarte Rudolf ein, einem Restaurantschiff am Flussufer und besuchten anschliessend zwei der originellen Bars in der Stadt. Marlon wurde müde und Jolli brachte ihn mit dem Bus auf den Camping. So testeten Adi und Moni alleine zuerst die Uusi Apteeki (Neue Apotheke) und  danach die Old Bank (alte Bank). Es hätte noch ein altes öffentliches WC-Haus gegeben, welches in eine (saubere) Bar umfunktioniert worden war, diese haben wir jedoch aus Zeitgründen ausgelassen und gingen mit dem Nachtbus wieder auf den Campingplatz zurück.
Wir brachen unsere Zelte ab und starteten einen Fähren-Tag durch die Schäreninsel (Archipelago), westlich von Turku. Die vielen Inseln und Halbinseln sind verbunden teils mit Dämmen, Brücken oder eben mit Fähren (Lossi’s). Eine tolle Natur und eine interessante Fahrt endete auf einem Naturcamping mit Infrastruktur der einfacheren Sorte, wie es sich gehört für die Gegend. Wir gingen baden und grillierten finnische Chlöpfer, auch Saunawürste genannt.
Start in den zweitletzten Tag mit unseren Feriengästen Jolli und Marlon. Nach einer letzten Fährüberfahrt erreichen wir wieder Festland. Wiedermal Essen einkaufen und schon bald erreichen wir Ekenäs und unser letzter gemeinsamer Campingplatz. Jolli’s Zelt hat sehr gelitten und das Gestänge hätte, trotz flicken, nicht mehr lange gehalten. Sie hatten Glück und konnten für die 2 Nächte ein Cottage mieten und wir ein paar Meter daneben unseren Pössl platzieren.
Jolli und Moni gingen joggen und trafen bei der Rückkehr einen gedeckten Frühstückstisch, wie erwartet ;-) Wir machen danach alle einen schönen Spaziergang ins Dorf und essen im Hafen von Ekenäs. Während Jolli und Marlon sich beim Minigolf vergnügten besuchten Adi und Moni mal wieder die öffentliche Bibliothek resp. für 30 Minuten das Internet.
Leider sind die 2 Wochen schon vorbei und wir müssen uns schon bald von unseren Lieben Freunden verabschieden. Jolli und Marlon springen noch ein letztes mal ins Meer, Duschen und packen ihre sieben Sachen zusammen. Wir hatten genügend Zeit für die Fahrt zurück nach Helsinki an den Flughafen und konnten nach dem Einchecken noch zusammen etwas kleines Essen.
Auf Wiedersehen erst im Oktober! Wir fanden es super mit den Beiden, es war ein angenehmes Miteinander. Zwei Wochen mit viel Natur, Kultur, Sonne, Wärme, Badestränden, Erholung und Spass mit unseren Therwiler Freunden hat uns gut getan. Speziell Marlon hat uns viel Freude bereitet, wir werden seine vielen Fragen, witzigen Ausdrücke, die guten Ideen, das Helfen beim Z’Morgenessen vorbereiten wie auch seine lustigen und frechen Gesten sehr vermissen.

Nord-Finnland:

Bevor wir in den Norden stechen, kaufen wir uns in Helsinki ein kleines, leichtes Zelt, Matratzen und einen Kocher für die bevorstehenden Trekkings.
Wir machen Zwischenstopp auf dem nicht sonderlich tollen Campingplatz in Mikkeli. Haben jedoch am nächsten Tag Glück und treffen auf den beschaulichen, freundlichen Platz am See in Kuhmo.
Die Weiterfahrt bringt uns ins Land der Rentiere und Lappland immer Näher. Im Naturzentrum von Hossa informieren wir uns über die Gegend und machen eine 8km Wanderung zwischen den kleinen Seen und den Heidelbeerstuden hindurch.
Wir beginnen mit der Vorbereitung für unser 70km Trekking dem Karhunkierros (Grosse Bärenrunde) im Oulanka Nationalpark. Wir besorgen uns im Infocenter den Busfahrplan und kaufen Proviant für die mehrtägige Wanderung.  Dann geht es mit unserm Pössl nach Ruka (Skisportzentrum) auf den grossen Parkplatz. Wir werden unseren Camper für die paar Tage auf dem Parkplatz in Ruka stehen lassen, deshalb müssen wir noch die verderblichen Resten aus den Kühlschrank essen.
Von hier geht es am frühen Morgen mit dem Bus zum Startpunkt des Trekkings bei Ristikallio.
Nach 50 Min. Busfahren starten wir um 9 Uhr in die erste  Etappe. Geplant waren lediglich 7.5 km, wir waren jedoch gut unterwegs und revidierten unsere Planung. Somit kürzten wie die Dauer um 1 Tag und gingen die  insgesamt 17 km zum Camping Oulanka.  Zelt und Matratzen haben sich bewährt, wir schlafen super trotz Regenschauer.
Am zweiten Tag standen 21 km vor uns. Es ging entlang dem Oulankajoki (Fluss), wo wir vielen Kanu- und Kajak-Fahrern begegneten. Eine Rentierkuh mit ihrem Jungen kommen uns auf dem Weg entgegen und laufen unerschrocken und elegant an uns vorbei. Wir übernachteten, nach einem erfrischenden Bad im Fluss, auf dem herrlich gelegenen Natur Camping in Kahlaamo. Wir kochen Pasta mit Pesto und Adi grillt sich noch eine Saunawurst.
Beim Aufstehen am dritte Tag spürten wir unsere Knochen und Muskeln schon etwas mehr.  Nichtsdestotrotz freuen wir uns auf die bevorstehenden 17 km, denn sie bringen uns unserem Ziel einen weiteren Schritt näher. Der Weg führt uns immer wieder über Holzstege und Treppen welche uns über Moor oder unwegbares Gelände bringen. Wir begegnen heute vielen Tageswanderer, welche den Pieni Karhunkierros  (kleine Bärenrunde) ablaufen. Wir verbringen die Nacht auf dem Porontimajoki. Die 2 Schlafhütten sind direkt am Fluss. Wir sind die einzigen mit dem Zelt und richteten uns auf einem tollen, weichen Plätzchen im Wald in den Heidelbeerstauden ein. Wir trafen zwei junge finnische Langlaufathleten welche 31 km in 6 Std. zurücklegten. Das harte Sommertraining!
Ein Frosch im Vorzelt hat uns um 2 Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen, wir haben uns bekannt gemacht und haben danach friedlich noch ein paar Stunden, bis um 7 Uhr, weitergeschlafen.
Die letzte ist bekanntlich die härteste Etappe, die Beine waren schwer und der Rücken auch schon etwas lädiert. Blasen an den Füssen waren zum Glück ausgeblieben, da unsere Schuhe längst eingelaufen sind. Interessanterweise haben die Finnen die Angewohnheit die Wanderwege über jeden Hügel den ihnen im Weg steht zu führen. Für das sonst so flache Finnland war der letzte Streckenabschnitt doch erstaunlich coupiert . Wir konnten so natürlich tolle Aussichtspunkte geniessen und die geniale Seenlandschaft bewundern. Unser letzter schöner Wandertag neigte sich nach 15 km dem Ende, nämlich Ruka  resp. unserem Pössl zu. Wir waren müde und glücklich. Das Büssli stand noch unversehrt  an seinem Platz.
Wir hatten generell Glück mit dem Wetter, es war mehrheitlich sonnig und warm. Trinkwasser nahmen wir jeweils aus den Seen oder Flüssen und entkeimten es mit Micropur. Der Weg ist sehr gut beschildert, man kann sich nicht verlaufen. Auf dem ganzen Weg stehen regelmässig Schutzhütten, Feuerstellen und Brennholz zur Verfügung. Es gab einige Wanderer ohne Zelt, welche in den Hütten übernachteten, es waren jedoch erstaunlich wenig Leute unterwegs.
Wir trocknen unser Zelt, waschen Wäsche, speichern die Fotos, schreiben den adimo.info Reisebericht, planen die weitere Reiseroute und erholen uns für 1 Tag in Kemijärvi.