Porto und der Norden von Portugal

Reiseroute (04.9.2015 – 12.9.2015): Baiona/A Guardia – Penedones – Chavez – Pinhão – Vila Real – Povoa do Varzim – Porto – Mira – Peniche

Portugal ist doppelt so gross wie die Schweiz und hat 10.7 Mio. Einwohner, wobei die Mehrheit in der Küstenregion angesiedelt ist. Es geht ihnen ähnlich wie den Spaniern, die Wirtschaftskrise hat ihnen stark zugesetzt, die Arbeitslosigkeit z.B. ist bei 18%. Beim Reisen ist dies jedoch nicht spürbar. Für Einblicke in das richtige Leben müsste man mehr Zeit haben und intensiver in den Alltag eintauchen.

Was wir beim Reisen sehen und sei es auch nur bei vorbeirauschen mit dem PÖSSL, oft auf Nebenstrassen, gefällt uns. Die Menschen sind freundlich auch wenn es sprachlich oft eine Herausforderung für uns ist. Portugiesisch ist halt doch ziemlich anders als Spanisch, mussten wir leider feststellen. Mit Spanisch können wir immerhin ein paar Sätze bilden und sind uns nicht ganz so unfreundlich und ungeschickt vorgekommen.

Region Minho und der Norden

Vor unserer Einreise nach Portugal geniessen wir den schönen Fischerort A Guardia, verspeisen noch eine ausgezeichnete Fischplatte und machen einen tollen Spaziergang bis an die Mündung vom Rio Miño.

Wir wählen die Einreise über die Berge und planen im Nationalpark Peneda-Gerês zu wandern und mindestens eine Nacht zu bleiben. Es kommt jedoch etwas anders als geplant. Das tolle an der Gegend ist die Einfachheit, die Natur und die sehr kurvigen engen Strassen. Auch, dass diese Gegend von Portugal noch wenig touristisch erschlossen ist. Wir merken bald, hier ist man am besten bedient mit einem handlichen Auto und Zelt oder man nutzt die netten einladenden kleinen Hotels.

Bei der Suche nach einem Stellplatz oder Campingplatz, wo wir mit unserem 6x2m Bus einigermassen eben stehen können, scheitern wir. Wir verfahren uns mehrmals, da unser GPS die Orientierung öfters mal verliert, wir hatten noch keine Gelegenheit eine brauchbare Portugalkarte zu kaufen. So folgen wir unserem Instinkt. Es wird schon Dunkel und wir kurven noch immer auf und ab. Mittlerweile haben wir unser Campingplatz-Buch studiert und einen Platz 2 Std. entfernt ausgemacht. Die Weiterfahrt in die Nacht hat sich gelohnt, wir finden noch einen Campingplatz vor dem eigentlichen Ziel an wunderbarer Lage, der Parque de Campismo de Penedones. Tipetöpl!!

Ob in Chavez mit der eindrücklichen alten römischen Brücke oder sonst auf unserer Route, finden wir schöne und charmante kleine Dörfer welche zum Kaffee trinken und Bummeln einladen. Wir haben für uns die kleinen feinen Vanilletörtchen entdeckt (Pastel de Nata), eine Spezialität des Landes, ein perfekter Nachmittagssnack.

Alto Douro und der Wein

Ein klares Ziel von uns ist das Alto Douro und im speziellen der Ort Pinhão. Es ist so etwas wie das Zentrum des Douro Gebietes, wo der weltbekannte und ausgezeichnete Douro Wein herkommt. Die Rebstöcke kleben hier förmlich an den Hängen. Atemberaubend diese „Reb-Landschaften“, wir könnten tausende Bilder knipsen. Die Rebberge sind alle sehr steil und die Arbeit in den Reben bei dieser Hitze muss unglaublich anspruchsvoll sein. Die Erntezeit hat gerade begonnen und wir sehen die mit Trauben beladenen kleinen Laster das Tal runter fahren. Die Strassen und Kurven sind eng und steil, wir wechseln uns mit dem fahren ab. Und so kommt ein Moment welchen man sich definitiv nicht wünscht. Bei Pinhão gibt es eine lange enge Brücke über den Douro. Autos können sich hier knapp kreuzen. MO befindet sich bereits mitten auf der Brücke und ihr kommt ungebremst ein ausgewachsener Reisebus entgegen. Das hätte er natürlich nicht tun dürfen und so versucht er zurück zu fahren um uns durch zu lassen. Hinter ihm eine ganze Kolonne Autos die rückwärts fahren müssen. Es ist ein Schauspiel und ein Nervenkitzel gleichzeitig.

Ebenfalls typisch für Portugal sind die blau bemalten Wandplättli (Azulejos), wunderbare Exemplare finden wir hier beim Bahnhof von Pinhão. Eine Bootsfahrt auf dem Douro ist fast ein Muss wenn man mal hier ist. In das Gebiet dem Flussufer entlang und zu den Weinbauern führen nur Privatstrassen. Vom Boot aus kann man die vielen namhaften und oft grossen und sehr schönen Grundstücke betrachten.

Weiter geht’s nach Vila Real auf den Campingplatz. Auch hier entdecken wir etwas noch nie gesehenes, ein Hotel auf Rädern! Ein grosser Reisebus-Lastwagen mit deutscher Reisegruppe. In dem Gefährt gibt es Schlafkabinen für etwa 20 Leute, Sitze und aussen eine Boardküche „all in one“. Interessant und bewundernswert. Wir stellen es uns allerdings auf die Dauer etwas eng vor.

Durchs Hinterland geht es nun an die Küste wir brauchen Meer, Bewegung und Zeit zum Lesen bevor wir Porto ansteuern. Die Campingplätze und Strände sind angenehm, wenig Leute, viel Platz und erst noch zum Nebensaisontarif.

Port(o)

Vom stadtnahen Campingplatz fahren wir mit dem öffentlichen Bus in 30 Min. in die Altstadt von Porto. Der erste Abend widmen wir natürlich dem Portwein im Stadtteil Vila Nova de Gaia. Wir sind schon etwas spät dran können uns aber noch bei der letzten Tour mit Degustation in der Portweinkellerei von Graham’s anschliessen. Viele der Brands sind englisch. Die Engländer hatten den Port erfunden und haben früher entsprechend Land gekauft und Firmen gegründet. Wir lernen die Unterschiede zwischen Ruby, Tawny und Vintage kennen sowie die unterschiedlichen verarbeitungs- und lagerverfahren. Bald schon stolpern wir mit zwei Flaschen in den Taschen runter an den Douro und geniessen die herrlich Aussicht auf die Stadt und die eindrückliche Brücke Ponte Dom Luis I.

Der nächste Tag führt uns nochmals in die Altstadt von Porto. Was kann man an einem verregneten Tag in Porto unternehmen??? Hier eine Auswahl:

  • Futtern am Veggie und Vegan Buffet eines tollen alternativen Lokals
  • Öffentlichen Bussen zuschauen, wie sie trotz Bremsversuch die steilen, nassen kopfsteingepflasterten Strassen runter rutschen…
  • bica (Espresso, 0.60 Cents) trinken in einer typischen portugiesischen Bar
  • im FNAC nach CD’s, DVD’s und Büchern stöbern
  • staunen, dass man in die Buchhandlung Lello ein Eintrittstickets lösen muss (das altehrwürdige Lokal wurde wahrscheinlich von Foto Touristen gestürmt ohne dass etwas gekauft wurde)
  • endlich die Portugal Strassenkarte von Michelin kaufen
  • über die schwindelerregend hohe Brücke Ponte Dom Luis I laufen
  • Nachtessen im Lokal vom Portweinhersteller Sandeman

Der Bus Nr. 905 bringt uns mit einem halsbrecherisch fahrenden Buschauffeur wieder zum Camping zurück.

Wir versuchen uns dabei, die Namen der Haltestellen richtig auszusprechen, bevor sie die Tonbandstimme dann korrekt ankündigt. Ist ein Heidenspass! Und eine kleine Herausforderung! Zurück im Pössl lassen wir dann müde unsere Köpfe auf die Kissen sinken.

Strand und Klippen

Wir lesen von einem lohnenswerten Abstecher und einem unscheinbaren Ort Cortegaça um deren Azulejos-Kirche zu besichtigen. Unglaublich, eine Kirche „vollgeplättelt“ mit kunstvoll bemalten Azulejos.

So nun geht’s ab an den Strand, hier genannt Praia, in Mira. Strand soweit das Auge reicht, wenig Leute und wunderbar für ausgedehnte Spaziergänge. Hier werden Sardinen gefischt und am Nachmittag am Strand aussortiert. Dies lockt neben zahlreichen Möwen, welche hier auf Beute hoffen auch eine grosse Menschentraube an. Die Sardinen werden wir später in Lisboa noch kosten. – soviel sei gesagt.

Nebst den langen breiten Sandstränden finden sich viele Steilküsten mit schwindelerregenden und tosenden Klippen. Einmal mehr haben wir das Gefühl in Australien zu sein, die Great Ocean Road von Portugal. Das Australien-Feeling kommt uns auch fast täglich wenn wir die Eukalyptusbäume sehen und riechen. Einfach herrlich! Last but not least geniessen wir den Abend auf den Klippen von Peniche. Adi kocht uns ein feines Dinner und serviert dazu einen Douro Reserva … und danach lassen wir uns vom rauschen des Meeres in den Schlaf wiegen… What else !?