Etappen 22 – 28: Baumgartnerhöhe bis Cividale del Friuli

Ein letzter Blick zurück nach Kärnten und somit nach Österreich. Wir schreiten nun nach Slowenien in Richtung Triglav National Park. Schon bald sehen wir die ersten Bären-Schilder im Wald. Gut oder schlecht? Gerne hätten wir einen aus sicherer Entfernung gesehen – ist leider nicht geschehen!

Kranjska Gora das erste Etappenziel in SLO kennt man vom Skiweltcup. Es scheint grad aus dem Nebensaison-Schlaf zu erwachen. Nach soviel Ruhe haben wir uns etwas mehr Leben in dem Ort gewünscht.

Niemand überquert den Vršič-Pass zu Fuss (ausser wir verrückten AAT-Hikers!). Die meisten legen den Weg über die rund 60 Kurven motorisiert zurück. Auf der anderen Seite des Passes begleitet uns die Soča (in Italien Isonzo genannt) für ein paar Tage. Sie schimmert in schönem smaragdgrün, ist glasklar und lockt mit Aktivitäten wie Kajakfahren, Rafting oder Angeln. Die Sonne scheint – es ist herrlich. Wir streifen durch Dörfer, bewundern die gepflegten Häuser und die üppigen Gemüsegärten. Uralte Traktoren und Motorräder tauchen auch immer wieder auf.

Die Gasthäuser in denen wir übernachten sind ebenso abwechslungsreich wie der gesamte Trail. Mal sind es ältere Häuser und Zimmer, mal ist es ganz modern. Essensmässig wird es immer italienischer…Polenta, Risotto, Pizza, Pasta und natürlich Cevapcici. Fasziniert sind wir auch von den wunderschönen Schmetterlingen – oft bleiben wir stehen und geniessen den Anblick. Eine Gruppe holländischer Schmetterling-Forscher hat es auch in die Gegend gelockt. Mein Traum-Beruf im nächsten Leben!

Im allgemeinen trifft man wenig „Hikers“ an, da die meisten den Weg von Norden nach Süden gehen. Für ein paar Tage sind wir im Gleichschritt mit 2 jungen Amerikanerinnen, welche offensichtlich mit zu schweren Rucksäcken, während 14 Tagen auf dem AAT unterwegs sind. Kurz vor Tolmin, überholen uns dann 3 Österreicher (Franz, Rudi, Manfred). Sie wandern jedes Jahr gemeinsam wieder ein weiteres Stück auf dem Alpe Adria Trail. Wir begegnen uns in den folgenden Tagen noch öfters. In Cividale del Friuli verbringen wir gemeinsam einen lustigen Abend.

Das war natürlich nicht der Grund für unseren Ruhetag in Cividale. Wir müssen unsere Glieder wieder einmal schonen. Die Etappen sind, obwohl es nicht mehr so viele Höhenmeter sind, doch sehr anstrengend.

Oft werden wir gefragt, wie es unseren Füssen und den Schultern geht. Ja, die Gelenke und die Muskeln werden schon strapaziert. Das Gewicht vom Rucksack und das tägliche wandern über Steine, Wurzeln, Wiesen aber auch Forstwege und Asphalt hinterlassen Spuren. Wir legen auch einige Höhenmeter zurück.

Adrian spürt abends vor allem seine Fersen und die Achillessehne. Bei Monika sind es eher die Knie und Fussgelenke die schmerzen. Der Rücken und die Schultern sind weniger das Problem. Blasen an den Füssen hatten wir nur am Anfang. Wir sind sehr zufrieden mit der Wahl unserer Schuhe. Wir haben auf altbewährtes gesetzt. Adrian wandert sein Jahren mit einem Salomon-Schuh und Monika mit einem Joya-Schuh. Joya hat eine super Dämpfung und hat ihr vor Jahren geholfen den Fersensporn loszuwerden. 

Wir sind nun sehr gespannt auf die letzten Etappen in Richtung Adria. Wird es richtig heiss? Bleibt es so abwechslungsreich wie bisher? Wie wird die Beschilderung sein?

Etappen 14 – 21: Döbriach bis Faak a. See

Hei, wie die Zeit vergeht und was man in so intensiven Tagen draussen in der Natur alles erlebt und sieht. Unsere Wandertage sind genussvoll und kurzweilig. Teilweise natürlich auch anstrengend und schweisstriefend. So sind jeweils die letzten 2 Laufstunden, die kurz vor dem Ziel, vor allem die nicht enden wollenden steilen Abstiege das Härteste. Hier die Highlights von diesen 8 Wandertagen.

Es war also nicht nur der beheizte Pool auf dem Campingplatz in Döbriach, wo wir unseren ersten Relax-Day verbrachten. Es sind Momente wie jeweils der Morgen. Wenn wir mit ausgeruhten Beinen, nach einem reichhaltigen Frühstück freudig in die morgenfrische Natur eintauchen. Schön sind die ersten Sonnenstrahlen auf der Haut, die Vogelgesänge und der Duft vom Wald oder frischem Gras. Je nach Etappenlänge starten wir zwischen 8:30 – 10 Uhr. Wir haben Etappen auf dem Alpe Adria Trail zwischen 5 und 9 Laufstunden.

Ganz speziell finden wir die Millstätter Alpe (2091müM) im Biosphärenpark Nockberge in Kärnten. „Nock“ steht für Kuppe. Das Bergpanorama da oben ist atemberaubend, das Wetter wechselhaft.

Die vielen schönen bilderbuchmässigen Alphütten begeistern uns. Wir genissen die frischeste Bio Qualität an Fleisch und Milchprodukten. Auch das Schlafen in diesen luftigen Höhen finden wir grossartig. Die Menschen sind natürlich und freundlich, sie leben bewusst mit und für die Natur.

Wieder im Tal in Bad Kleinkirchheim angekommen, treffen wir Ingrid. Sie beendet hier planmässig den Trail und kehrt zurück nach Holland. Sie wie wir hatten sonst keine anderen AAT Hikers getroffen. Wir geniessen den Abend mit ihr und merken, dass wir ähnliche Herausforderungen hatten und oft am selben Ort nächtigten – einfach einen Tag versetzt.

Das Handy von Adrian wurde ja im hefigen Gewitter auf dem Tschiernock nass. So entschieden wir, die Route so anzupassen, um es in Villach reparieren zu lassen. Wir nehmen von Arriach den Bus nach Villach und gehen sofort zum Handy-Doc. Zum Glück konnte es bis zum nächsten Morgen mit einem neuen Display und Akku wieder repariert werden. Prima! Im Buchladen noch ein neues Buch kaufen und am Abend zur Abwechslung griechisch Essen, kam uns gelegen.

Über die Gerlitzen Alpe kommen wir an den hübschen Ossiacher See. Während dem wandern philosophieren wir und überlegen was wäre, wenn wir nicht all die materiellen Dinge hätten wie Wohnung, Autos etc. Wie leicht, flexibel und einfach könnte das Leben sein? Stellen uns Fragen über das Ego und über das Bewerten und Schubladisieren. Wir werden kreativ und diskutieren über unterschiedlichen Lebensformen.

In Gedanken versunken begegnen wir zwei AAT Hikers, Julia und Christine. Die beiden hatten sich auf dem 4279km langen Pacific Crest Trail, im Westen der USA kennengerlernt. Sie sind auch auf dem AAT mit dem Zelt unterwegs und weichen deshalb oft von den vorgeschlagenen Etappenzielen ab.

Unser 21. Etappentag führt uns vom trendigen Velden am Wörthersee entlang der Drau nach Faak am Faakersee. Diese letzten beiden Etappen sind eher kurz. Gut so, denn bald geht es in einer langen Etappe über die Bergkette der Karawanken nach Kranjska Gora in Slowenien, an der Pforte zum Triglav Nationalpark.

In Slowenien waren wir schon. Den Triglav NP kennen wir jedoch noch nicht, wir freuen uns und sind gespannt…